Abnehmen, ohne anderen davon zu erzählen, den Rasierer auf dem Weg in die Schwimmbaddusche verstecken, schminken, als wäre alles von Natur aus so.
In ihrem Debütroman »Wie die Gorillas« beschreibt Esther Becker das Erwachsenwerden junger Frauen in einer Gesellschaft, die behauptet, alle könnten selbst bestimmen. Doch gehört sich Manches und Anderes nicht. Wo verlaufen die Grenzen zwischen ausgelebter Individualität und den Anstrengungen dazuzugehören? Wie soll der Körper aussehen, wie sich benehmen – ob beim Sportunterricht, in der Schule, unter Freundinnen oder in Beziehungen?
Lustvoll, pointiert, mit viel Humor und mit der Drastik, die es benötigt, erzählt Becker vom gesellschaftlichen Druck, der auf jungen Frauenkörpern lastet.
"Ich muss aber immer so tun, als sei das von Natur aus so, ich darf auch nicht zugeben, dass da irgendwas Arbeit ist oder ich was manipuliere.“ Das seien teilweise widersprüchliche und grenzwertige Dinge, die einer Person, die als Frau erzogen wird, abverlangt werden.
Esther Becker im Interview mit Frank Meyer im Deutschlandfunk Kultur
So schnell und vermeintlich leicht sich die einzelnen Abschnitte auch lesen, langsam dringt schleichend das Unheimliche und das Beängstigende ein, das die Erzählerin als Kind, als Mädchen, als junge Frau und schließlich Studentin der Medienwissenschaften bedrängt. [...] Esther Becker beschreibt keine Gefühle und analysiert sie nicht; sondern sie baut mit wenigen Sätzen Situationen, aus denen sich schnell erschließt, was die Teilnehmenden empfinden.
Katrin Bettina Müller / taz
Wie beeinflussen Sexismus, Bodyshaming und Rollenzuschreibungen die Entwicklung?
Esther Becker im Interview mit Nadine Kreuzahler im rbb inforadio
Was es heißt zur Frau gemacht zu werden in dieser Gesellschaft.
Esther Becker im Interview mit radioeins
In kurzen und kürzesten Momentaufnahmen, mit wuchtig prägnanten Sätzen, formt Esther Becker sprachliche Vignetten, wie Tagebucheinträge. Alle in einem hautnahen Präsens geschrieben. [...] Esther Becker gelingen diese dichten, eng beieinander stehenden Miniaturen gut. Sie haben eine einfache Schönheit, Amüsanz und einen Horror. Das ist alles nicht neu – aber eben sehr wahr, weshalb es so trifft beim Lesen.
Sarah-Maria Deckert / Tagesspiegel
Beckers Prosa ist von szenischer, dringlicher Knappheit. „So dicht zu schreiben, dass man nichts rausstreichen kann“, wie sie sagt. Sätze, die treffen wie ein Fausthieb.
Erik Heier / tipBerlin
Esther Becker [...] zeichnet in ihrem Debüt den gesellschaftlichen Druck auf junge Frauen nach. Sie beschreibt deren Orientierungslosigkeit, die u. a. qua mangelnder emanzipierter Frauenvorbilder in Familie und Gesellschaft entsteht, und es gelingt ihr, den Frauenkörper respektvoll und unbeschwert zu thematisieren. Immer wieder mischen lakonisch-humorvolle Stellen den Roman auf.
Angelo Algieri / Buchkultur
Mit treffsicherer Wortwahl, viel Humor und einem großen Augenzwinkern ist dieser Roman nicht nur für Frauen, sondern definitiv auch für Männer interessant. Dabei legt die Autorin einen Schreibstil an den Tag, der sich vor nichts verstecken muss. Ein Roman, der zwischen Umgangssprache und hoch literarischen Aphorismen alles abdeckt. Esther Becker schafft es wie keine zweite, den extremschmalen Spagat zwischen Gesellschaftskritik, Feminismus und Humor zu meistern.
Demian Stock / Aachener Zeitung
Esther Becker zieht unglaublich schnell in eine wirklich spannende, tolle und sehr sehr humorvolle Geschichte. [...] Esther Becker beschreibt mit ganz wenigen Worten ganz eindrücklich.
Maria-Christina Piwowarski im Podcast BlauSchwarzBerlin
Beckers Geschichten erzählen von einem Gefühl der Machtlosigkeit in einer Welt, in der wir doch scheinbar alle Möglichkeiten haben, für uns selbst zu entscheiden.
Marit Blossey / Mit Vergnügen
Eine der spannendsten Neuerscheinungen [...] In kurzen und genau beobachteten Kapiteln und mit viel trockenem Humor geht Esther Becker den Erlebnissen der Erzählerin und ihren Freundinnen nach.
Ein so berührendes wie unbequemes, weil ungeschönt offenes Dokument der Frauwerdung in der (west-europäischen) Gegenwart.
Christina Mohr / AVIVA-Berlin
Dringende Leseempfehlung!
Eine Geschichte des Heranwachsens in 32 Episoden, verblüffend präzise heraufbeschworen, in umwerfend lustigen, kraftvollen, manchmal auch brutalen Sätzen. Ein Buch für Frauen, die sich erinnern, und Vätern, die etwas kapieren möchten von ihren Töchtern.
Wie die Gorillas tut weh, weil es die Gleichheitsplatitüden unserer Sozialisationssysteme entlarvt. Wie die Gorillas lässt darüber hinaus Hoffnung schöpfen und unterstreicht den Wert von Freundschaft sowie kritischer Auseinandersetzung mit der Welt. Ein packender, aufklärerischer Roman: Ab in die Schulen mit diesem Buch!
Gibran Syed / Dussmann das Kulturkaufhaus
Schenkt „Wie die Gorillas“ einfach allen. Euren Mamas, Papas, Omas, Opas, Nichten- ALLEN. Vielleicht auch der Kneipenbesitzerin um die Ecke. Ein ganz wichtiges Buch und deswegen ein noch großartigeres Debüt überhaupt.
Esther Becker beschreibt den hierdurch entstehenden Druck eindrücklich und drastisch. Auch wenn sich die knapp 160 Seiten fix weglegen lassen, gibt "Wie die Gorillas" wichtige Impulse und Denkanstöße, die bleiben. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich hab es sehr gemocht.
Es ist nämlich durchaus möglich, auf nur 150 Seiten Charaktere lebendig werden zu lassen, das Kopfkino in Bewegung zu bringen und eine ganz eigene kleine Welt mit komplexen Beziehungen und Verhältnisstrukturen zu entwickeln. Zumindest, wenn man Esther Becker ist oder so wahnsinnig scharfsinnig und direkt schreiben kann, wie sie es in "Wie die Gorillas" tut.
Ester Beckers Superkraft ist ihre messerscharfe Beobachtungsgabe gepaart mit viel schwarzem Humor. Das macht es unglaublich amüsant das Buch zu lesen, obwohl die Protagonisten überwiegend in frustrierenden Situationen stecken und meist ziemlich ziellos sind.
Sie schreibt rasant und mit Verve, treibt Handlungen und Äußerungen auf die Spitze, und schließt mit einer treffsicheren Pointe, die vordergründig reichlich amüsant ist, aber im Nachwirken ihren wahren, erschreckend ernsten Kern offenbart. Durch die kurzen Erzählepisoden gepaart mit Gedichten und knappen Dialogen wird ein schnelles Grundtempo erzeugt, das einem Rundgang über einen Jahrmarkt gleicht mit all seinen Farben, Geräuschen und Eindrücken – und entsprechend viel Spaß hatte ich beim Lesen!
Ein Buch, das seine Wirkung langsam entfaltet und dann länger nachhallt und das für mich thematisch in ein Regal gehört mit Mely Kiyak, Isabelle Lehn und Deniz Ohde, und auch mit Cho Nam-Joo und Meg Mason.
Nur mal kurz reinlesen .... Von wegen! Einmal begonnen musste Esther Beckers Roman „Wie die Gorillas“ auch sofort inhaliert werden. Denn so pointiert, mit einem wunderbaren Humor und der gebotenen Drastik wird hier die Geschichte einer jungen Frau ( und ihren Freundinnen ) erzählt.
Definitiv eines meiner Highlights aus diesem Jahr, das zwar mit geringem Umfang daherkommt, dafür aber unheimlich viel Spaß macht und zeigt, wie einnehmend und temporeich junge Literatur sein kann, ohne dabei nur an der Oberfläche zu kratzen.